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Ukraine: Tschernobyl, Prypjat und DUGA Radar

Johannes Krey • Nov. 16, 2019

Der heutige Tag startete sehr früh. Nach dem Aufstehen ging es mit dem Taxi zum rund vier Kilometer entfernten Hauptbahnhof (Kosten ca. 3,50 Euro). Von hier aus startete die Tour nach Tschernobyl. Nach ein paar organisatorischen Erledigungen startete die Fahrt im Kleinbus kurz nach 7.30 Uhr. Die rund zweistündige Fahrt war schon ein Abenteuer für sich. Sitzen auf engstem Raum und Straßen, die den Name "Straße" nicht verdient haben. Bei jeder Bodenwelle hat es mich von meinem Sitz abgehoben und gegen die Decke katapultiert.

An der Grenze zur Sperrzone Tschernobyl angekommen, wurden zunächst die Pässe überprüft und jedem Besucher ein persönliches Dosimeter ausgehändigt. Nun fuhr der Bus endlich in die Sperrzone ein. Als erstes Ziel stand der Besuch der Stadt Tschernobyl auf dem Programm. Hier leben heute noch rund 2000 Menschen. Diese Arbeiten hier wochenweise in und rund um das ehemalige Kernkraftwerk. Weiter ging es zum ehemaligen Kindergarten von Tschernobyl. Unscheinbar und verlassen steht das Gebäude hinter dichten Sträuchern. Überall rund um und in dem Gebäude liegen Spielzeuge der Kinder. Ein Raum beeindruckte mich besonders. Hier standen die kleinen Kinderbetten aufgereiht, als wäre heute nur ein freier Tag.

Nächster Stopp war das Kernkraftwerk, an dem am 26. April 1986 der Reaktor 4 explodierte. Hier konnte man unmittelbar an das Zufahrtstor des Kernkraftwerks fahren und diesen aus nächster Nähe besichtigen. Die Strahlung rund um das Kernkraftwerk betrug ca. 1,08 Mikrosievert. Vermutlich hält der neue Sarkophag einen Großteil der Strahlung des Reaktors zurück.

Nun kam das eigentliche Highlight in der Sperrzone. Wir steuerten in die 50.000 Einwohnerstadt Prypjat. Diese war bis zum Zeitpunkt der Reaktorkatastrophe eine russische Vorzeigestadt. Neben unzähligen Plattenbauten gab es auch verschiedene Kinos, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen.

Besucht haben wir unter anderem das Krankenhaus der Stadt, das Café Prypjat, den angrenzenden See, das Cinema Prometey, Music School, City Administration, Hotel Polesye, Palais of Culture Energetik sowie den Amusement Park. Hier steht unter anderem das bekannte Tschernobyl Riesenrad und die Autoscooter.

Es ist sehr beeindruckend, wenn man diese riesige, menschenleere Stadt sieht. Die Stimmung wirkt immer wie in einem Endzeitfilm.

Letzter Stopp des Tages war das riesige Radarsystem DUGA. Mit einer Höhe von maximal 150 Metern und einer Länge von 500 Metern steht dieser Stahlkoloss versteckt in der Tschernobyl Zone. Einst wollten die Sowjets mit dieser Anlage Raketenabschüsse abhören und U-Boot Bewegungen erkennen. Der Spitzname der DUGA Antenne war „Russischer Specht“.

Alles in allem war der Ausflug nach Tschernobyl ein sehr interessantes Erlebnis. Betreut wurde die Tour durch unseren Tschernobyl-Guide Yulia. Die Tour kostete 129 Euro. Inklusive eines warmen, typisch ukrainischen Mittagessens.

Die Rückfahrt war genauso holprig und beengend wie die Hinfahrt. Gegen 20 Uhr erreichten wir den Hauptbahnhof von Kiew.

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